Die Rote Pille

Rote Pille
Vom Wegbegleiter
Rote Pille
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Buch von George Orwell - 1984
Theorie und Praxis des oligarchischen Kollektivismus
Legendärer Zukunfts-Roman des britischen Autors George Orwell aus dem Jahre 1948 mit überraschenden Parallelen zur Gegenwart (2020/2021).
Das Buch schildert als Dystopie die düstere Vision eines totalitären Überwachungsstaats.

Dystopie = fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung o. Ä. mit negativem Ausgang
Oligarchie = Staatsform, in der eine kleine Gruppe [Reicher und Mächtiger] die politische Herrschaft ausübt
Kollektivismus = Anschauung, die dem Kollektiv unbedingten Vorrang gegenüber dem Individuum einräumt. Unter Kollektivismus wird ein System von Werten und Normen verstanden, in dem das Wohlergehen des Kollektivs die höchste Priorität einnimmt. Die Interessen des Individuums werden denen der im Kollektiv organisierten sozialen Gruppe untergeordnet. Der Gegensatz dazu ist der Individualismus
Kollektiv = von gemeinsamen Zielvorstellungen und Überzeugungen getragene Arbeits- oder Produktionsgemeinschaft.

Inhalt des Buches
Im totalitären Staat Ozeanien lebt der kleine Angestellte Winston Smith ein erbärmliches Leben unter den alles überwachenden Augen des regierenden Großen Bruders, dessen Kameras und Mikrofone jede Bewegung seiner Untertanen verfolgen. Tagsüber ist Winstons Smiths Aufgabe, im Ministerium für Wahrheit die Geschichte zu fälschen, indem er alte Nachrichtenmeldungen und Dokumente rückwirkend so ändert, dass sie der geänderten offiziellen Sichtweise des Staates entsprechen.

George Orwells 1948 erschienener Roman »1984« (im Original »Nineteen Eighty-Four«) schildert als Dystopie die düstere Vision eines totalitären Überwachungsstaats. Ort der Handlung ist London, die wichtigste Stadt von Landefeld Eins, dem früheren England, das jetzt ein Teil von Ozeanien ist. Der Protagonist Winston Smith soll getötet werden, weil er die Funktionsweise der herrschenden Oligarchie durchschaut. Zuvor unterzieht ihn sein Gegenspieler O’Brien einer Gehirnwäsche, um nicht nur Winston, sondern auch sein Gedankengut auszulöschen.

Teil 1
Mit Hilfe von »Teleschirmen« werden alle Parteimitglieder Ozeaniens von der »Gedankenpolizei« kontrolliert und überall erinnern Plakate mit dem überlebensgroßen Gesicht des »Großen Bruders« die Bürger an die allgegenwärtige Überwachung. Kinder werden früh dem Einfluss ihrer Familie entzogen und in der Jugendorganisation der »Spitzel« infiltriert und zu Denunzianten erzogen. Als heimlicher Gegner des Systems fühlt Winston Smith sich zu der Untergrundbewegung »Die Bruderschaft« hingezogen. In dem hohen Parteifunktionär O’Brien meint er einen Gesinnungsgenossen erkannt zu haben.
Die Partei formt die Vergangenheit und Winstons Erinnerungen an frühere Zeiten sind bruchstückhaft. Im »Ministerium für Wahrheit« wird die Geschichte umgeschrieben. Dort arbeitet Winston in der Dokumentations-Abteilung, wo Zeitungsartikel und andere Schriftstücke »korrigiert« und neu gedruckt werden. Winston vermutet, dass seine Eltern Opfer der ersten »Säuberungswellen« der 50er Jahre waren. Seit jener Zeit ist die Erde unter den drei Supermächten Ozeanien, Eurasien und Ostasien aufgeteilt, die in wechselnden Konstellationen untereinander dauerhaft Krieg führen.
Eine weitere Abteilung des Ministeriums ist mit der Entwicklung von »Neusprech« befasst, der drastischen Reduzierung der bisherigen Sprache mit dem Ziel, den Gedankenspielraum einzuschränken und schließlich das Denken abzuschaffen und sogenannte »Gedankendelikte« auszurotten.
Die Bevölkerung Ozeaniens besteht zu 85 Prozent aus »Proles«, die unterdrückt und ausgebeutet werden. Sie sind aber frei, sich billigen Vergnügungen hinzugeben, und ihr fehlendes politisches Bewusstsein verhindert eine Revolution. Das Leben der Parteimitglieder empfindet Winston als freudlos und schäbig. Obwohl es im täglichen Leben an allem Notwendigen mangelt, verkündet das »Ministerium für Überfülle« die stetige Erhöhung des Lebensstandards. Ein Vergleich mit der Vergangenheit ist unmöglich.
Winston erinnert sich an eine Lüge der Partei, die er vor einigen Jahren entlarvt hat. Er erkennt, dass die Partei ihre eigene Wahrheit erschafft, die im Widerspruch zu objektiv Richtigem steht. Er notiert in seinem Tagebuch, dass Freiheit bedeute, zu sagen, dass zwei und zwei vier sei.

Teil 2
Winstons Leben verändert sich, als die sechsundzwanzigjährige Julia und er verbotenerweise ein Liebespaar werden. Julia hasst die Partei, was sie jedoch perfekt zu tarnen weiß. Sie nimmt zwar an sämtlichen Parteiveranstaltungen teil und trägt die Schärpe der »Junioren Anti-Sex Liga«, findet aber Schlupflöcher zur Befriedigung ihrer persönlichen Bedürfnisse. Sie mag ihre Arbeit in der Roman-Abteilung des »Ministeriums für Wahrheit«, wo Romane in sogenannten »Kaleidoskopen« zusammengemixt oder Vorhandenes nach den Parteirichtlinien umgeschrieben wird.
Anders als Winston hat Julia durchschaut, weshalb die Partei den Sexualtrieb bekämpft und unterdrückt: Einerseits soll eine enge Verbindung zwischen Mann und Frau verhindert werden. Gleichzeitig werde die gestaute Energie benötigt, um die Kriegsbegeisterung und die »Führerverehrung« zu befeuern. Julia leidet nicht unter dem System. Winstons politische Analysen langweilen sie.
Dank Julias Findigkeit gelingt es ihnen, sich unbemerkt von »Teleschirmen« und Mikrofonen zu verabreden. Bei ihren seltenen Treffen auf dem Land genießen sie die Vertrautheit und Sinnlichkeit. Mr. Charrington, dessen Ramschladen in einem schäbigen Viertel der »Proles« Winston von heimlichen Einkäufen kennt, vermietet Winston ein Zimmer. In dem unbewohnten Schlafraum über dem Laden, der mit Dingen aus der Vergangenheit zugestellt ist, können Winston und Julia ungestört zusammen sein.
Beide sind sich des Risikos bewusst, das sie eingehen. Anders als Winston will Julia nicht akzeptieren, dass sie das Spiel gegen die Partei nicht gewinnen können und beide dem Tod geweiht ist. Als Julia eine Ratte im Zimmer bemerkt, gesteht der entsetzte Winston ihr, dass Ratten ihn schrecklich ängstigen. Trotzdem wird das Zimmer zum Zufluchtsort, das Winston alles andere leichter ertragen lässt.
Der von Winston bewunderte O’Brien nimmt Kontakt zu ihm auf. Als Winston und Julia sich zu Feinden der Partei erklären, bestätigt O’Brien die Existenz der »Bruderschaft« unter der Führung von Goldstein. Er spielt Winston »das Buch« von Goldstein zu. Darin erläutert Goldstein, dass die drei Supermächte sich im Kräftegleichgewicht befinden. Die Kriege dienen nur der Zerstörung von Gütern, um den Wohlstand der Bevölkerung dauerhaft zu verhindern. So werde der Entwicklung von Intelligenz vorgebeugt und das herrschende System abgesichert.
Die Oligarchie fuße auf einem Kollektivismus, dessen Ziele Unfreiheit und Ungleichheit seien. Die Partei habe aus der Geschichte gelernt und sichere ihre Tyrannei durch das Aufzwingen einer Einheitsmeinung, die dauerhafte Formung des Bewusstseins und eine Realitätskontrolle ab. Alle Parteimitglieder werden unentwegt von der Gedankenpolizei überwacht, Abweichler unter ihnen verfolgt und ausgelöscht.
Goldsteins Ausführungen systematisieren lediglich Winston eigene Erkenntnisse, beantworten aber nicht seine drängende Frage nach dem Handlungsmotiv der Partei.
Überraschend werden Julia und Winston in ihrem Zimmer gefangen genommen. Den Überfall leitet Mr. Charrington als Mitglied der Gedankenpolizei.

Teil 3
Winston befindet sich im »Ministerium für Liebe«, das für Recht und Ordnung sorgt. Nach brutalen Misshandlungen und stundenlangen Verhören legt er alle geforderten Geständnisse ab. Dann wird er O’Brien übergeben, der ihn seit sieben Jahren überwacht hat. O’Brien diagnostiziert bei Winston eine Geistesstörung, die er mit Hilfe elektrischer Foltermaschinen heilen will. Parteischädliche Gedanken sollen aus der Welt geschafft werden, bevor der Delinquent hingerichtet wird.
O’Brien erklärt Winston, dass der »Große Bruder« die Personifikation der Partei sei, die die Realität ständig neu »erschaffe«. Er foltert Winston, bis dieser das Prinzip der Realitätserschaffung anerkennt und einsieht, dass zwei und zwei drei, vier oder fünf sein könne. Die Fähigkeit, gleichzeitig zwei einander widersprechende Überzeugungen zu haben und beide gelten zu lassen, heißt in der Parteisprache »Doppeldenk«.
O’Brien gibt sich als Verfasser des Goldstein-Buches zu erkennen und Winston erfährt, dass das Handlungsmotiv der Partei die Macht als Selbstzweck sei. Um ihretwillen kontrolliere man den Geist der Menschen und lasse sie körperlich leiden. Die gegenwärtige Diktatur sei auf Hass gegründet. Zunehmend kraftlos, hört Winston dennoch nicht auf, O’Briens Argumentation anzugreifen. Er hält daran fest, dass die Partei die Menschen nicht des Menschseins berauben könne, selbst als er mit seinem Spiegelbild konfrontiert wird – ausgemergelt, geschunden und zerbrochen: denn bisher habe er Julia und seine Liebe nicht verraten.
Während er sich körperlich erholt, entschließt Winston sich, sein Denken dem der Partei anzupassen. Er will allerdings Herr über seine Gefühle bleiben, was O’Brien durchschaut. Deshalb bringt er Winston in das gefürchtete »Zimmer 101«, in dem jeder Gefangene mit dem konfrontiert wird, wovor ihm am meisten graut. Auf Winston warten in einem Käfig ausgehungerte Ratten, die ihm das Gesicht zerfressen sollen. Panisch vor Entsetzen kann Winston die Gefahr im letzten Augenblick abwenden, indem er Julia verrät: Sie solle statt seiner den Ratten ausgeliefert werden.
Nach Winstons Freilassung kommt es zu einer Begegnung mit Julia. Sie gestehen sich gegenseitig, einander verraten und damit ihre Gefühle getötet zu haben. Im »Ministerium für Wahrheit« ist Winston jetzt mit einer sinnlosen Aufgabe betraut, die ihm viel freie Zeit lässt und die Möglichkeit gibt, stundenlang die Nachrichten vom »Teleschirm« zu verfolgen. Seiner Hinrichtung sieht er ohne Angst entgegen: Er wird durchdrungen von Liebe zum »Großen Bruder« sterben.

»1984« ist der meistgelesene Science-Fiction-Roman der Weltliteratur und gilt als Klassiker. Beeinflusst von Stalinismus und deutschem Nationalsozialismus entwirft George Orwell im Jahre 1948 ein beklemmendes Zukunftsszenario in einem totalitären Überwachungsstaat, das den Leser zu einem Vergleich mit seiner Gegenwart zwingt. Die Parole »Big Brother is watching you« hat Eingang in das Alltagsleben gefunden, um die zunehmende Überwachung auch in demokratischen Systemen zu kritisieren.

Biografie
George Orwell gilt als der einflussreichste englische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine Romane »Animal Farm« (»Die Farm der Tiere«) und »Nineteen Eighty-Four« (»1984«) machten ihn weltberühmt.
Am 25. Juni 1903 wurde George Orwell unter dem Namen Eric Arthur Blair im bengalischen Motihari als Sohn eines britischen Kolonialbeamten geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in England, wo er von 1917 bis 1921 das renommierte Eton College besuchte.
1922 stellte sich der 19-Jährige in den Dienst der Kolonialpolizei im südostasiatischen Burma (heute: Myanmar). Seine kritische Haltung gegenüber der britischen Kolonialherrschaft sowie gesundheitliche Probleme veranlassten ihn, 1927 nach Europa zurückzukehren.
Die folgenden Jahre verbrachte er in England und Frankreich, wo er sich mit Gelegenheitsjobs durchschlug. Seine Erfahrungen verarbeitete er in dem Buch »Down and Out in Paris and London« (»Erledigt in Paris und London«), das er 1933 unter dem Pseudonym George Orwell veröffentlichte.
George Orwells Abneigung gegen jede Art von Imperialismus und Unterdrückung prägten bereits seine frühen Werke. Unter den britischen Linksintellektuellen war er ein streitbarer Außenseiter. Stets auf der Suche nach dem richtigen Verständnis des Sozialismus scheute er keine Debatte und sparte nicht mit Kritik an seinen politischen Genossen.
Im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte Orwell nicht nur an der eigentlichen Front, sondern auch gegen die Stalin-Anhänger innerhalb des republikanischen Lagers. Seine Erfahrungen schilderte er in den Reportagen, die 1938 unter dem Titel »Homage to Catalonia« (»Mein Katalonien«) zusammengefasst wurden.
Schwer verwundet kehrte Orwell nach England zurück, wo er von den stalinistischen Säuberungsaktionen und Schauprozessen in Russland erfuhr. Daraufhin distanzierte er sich zwar deutlich vom Kommunismus, blieb aber zeitlebens der Idee des Sozialismus verpflichtet. Während des Zweiten Weltkriegs schrieb Orwell für verschiedene Zeitschriften und später für die BBC über verschiedenste Themen, während er gleichzeitig an seinen großen Romanen arbeitete.
Im Jahre 1945 erschien »Animal Farm« (»Farm der Tiere«), eine grimmige Satire auf die russische Revolution. Alle gescheiterten Revolutionen und Visionen der arbeitenden Masse lassen sich nach Orwell in einem Satz zusammenfassen: »All animals are equal, but some animals are more equal than others.« (»Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher als andere.«)
Orwells Werk »1984«, seine Dystopie eines totalen Überwachungsstaates, erschien im Jahre 1948 und gehört zum Kanon der Weltliteratur. Das Zitat »Big brother is watching you« oder der Begriff »Neusprech« haben Eingang in die Alltagssprache gefunden.
Orwell hatte seit seiner Jugend an Tuberkulose gelitten und erlag der Krankheit am 21. Januar 1950 im Alter von nur 46 Jahren.
Im Roman hat George Orwell ein Traktat "versteckt", welches in einer geheimnisvollen Widerstandsbewegung (die sich als staatsgelenkt enpuppt) kursieren soll. Der Protagonist Winston Smith gelangt in den Besitz eines Exemplars und liest es, fasziniert von den darin enthaltenen Enthüllungen.

Ich habe dieses Traktat aus einem Hörbuch des Romans extrahiert, das sie weiter unten anhören können.

Interessant auch die Anmerkungen von Armin Risi, einem Schweizer Autor philosophischer, weltanschaulicher Literatur, zu George Orwells Roman 1984.
Sie stammen aus dem Interview zu seinem Buch "Machtwechsel auf der Erde" bei Free Spirit TV aus dem Jahre 2017.

Nachfolgend hören sie seinen Kommentar:
Falls sie Interesse am Original-Roman in deutscher Übersetzung haben, können sie das entsprechende Hörbuch mit untenstehenden Links herunterladen.
Ich muss sie allerdings warnen: Die Buch-Passagen mit den Folter-Beschreibungen im 2. Teil des Hörbuchs sind ausserordentlich brutal und verstörend. Die Realität der menschlichen Geschichte zeigt leider, dass solche Folterungen und bestialisch-teuflischen Vorgänge (v.a. im Krieg / Bürgerkrieg) in jeder totalitären Gemeinschaft vorkommen. Jede totalitäre Organisation neigt zu weisser (psychischer) oder schwarzer (körperlicher) Folter (googeln sie z.B. "Guantanamo-Bay Folter"). Folter und Verfolgung sind Teil jeder Machtergreifung und Machtsicherung.

Aus der Geschichte der Menschheit kann man nur lernen, dass die Menschen aus der Geschichte nichts lernen.
Frei nach Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Philosoph (1770 - 1831)

Teil 1/2 des Hörbuchs 1984 kann als Audio-Datei hier heruntergeladen werden. Hinweise zum Download.

Teil 2/2 des Hörbuchs 1984 kann als Audio-Datei hier heruntergeladen werden. Hinweise zum Download.

Erstellt vom Wegbegleiter Thomas Frey
info@rotepille.ch
Letzte Änderung: 15.10.2021
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